Menschenunwürdige Zustände an der Gertrud-Bäumer-Schule

220 Millionen € für Beethovenhalle & zugleich untragbare Zustände an Bonner Schulen

Nach der Berichterstattung des Bonner General Anzeigers über den Zustand der Gertrud-Bäumer-Schule in Bad Godesberg hat sich der zuständige Landtagsabgeordnete Christos Katzidis am Freitag, 28. Juni 2024 selbst ein Bild von der Situation in der Schule gemacht und mit der Schulleitung, Lehrern und vor allem auch Schülern gesprochen.

Die baulichen Mängel sind unübersehbar und gefährden ein sicheres und sauberes Lernumfeld. Diverse Wasserschäden, veraltete Sanitäranlagen, rissige Wände und eine marode Heizungsanlage beeinträchtigen den Schulalltag nicht nur erheblich, sondern erschweren das Lernen und Arbeiten der Schüler massiv. Besonders alarmierend ist der unerträgliche Gestank in vielen Räumen, der darauf hindeutet, dass viele Gebäudeteile von einer erheblichen Feuchtigkeit im Mauerwerk betroffen sind.

Durch den maroden Gesamtzustand der Räumlichkeiten ist nicht nur die Bausubstanz bedroht, sondern auch die Gesundheit der Schüler und Lehrkräfte akut gefährdet. Eltern, Schüler und Lehrer sind sehr besorgt über die aktuellen Zustände. Seine Eindrücke von dem Besuch und der Begehung der Schule schildert der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion wie folgt:

„Ich bin entsetzt! Die Situation für die Schüler und Lehrkräfte an der Gertrud-Bäumer-Schule sind unerträglich und um es deutlich zu sagen; menschenunwürdig. Es ist eine Schande und absolut unverantwortlich, dass die Stadt Bonn den Schülern, aber auch dem Lehrpersonal einen Unterricht unter solchen Bedingungen zumutet. Der unerträgliche Gestank, die vielen Risse in den Wänden, der Platzmangel und die Geruchsbelästigung haben mich wirklich sprachlos gemacht. Die marode Heizungsanlage kann entweder den ganzen Tag auf der höchsten Stufe laufen oder aber sie läuft gar nicht. Einfachverglaste Holzfenster mit verfaulten Fensterrahmen sind ein Armutszeugnis. So viel zum Thema Nachhaltigkeit bei der Stadt Bonn.

Auch die Sportanlagen der Schule sind in einem unbrauchbaren Zustand. Weder Laufbahn noch Sprunggrube können benutzt werden. Nach dem Turnen in einer Halle mit Nostalgiewert können die Jungen noch nicht mal duschen und müssen verschwitzt in den Unterricht gehen. Marode und unsichere Einrichtungen verhindern einen geregelten Sportunterricht und gefährden die körperliche Gesundheit der Schüler. Sport ist ein wichtiger Bestandteil für die Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen.

Die desolaten Zustände an der Gertrud-Bäumer-Schule zeigen in aller Deutlichkeit, dass ein vernünftiges Lernumfeld für die Kinder und Jugendlichen in Bonn keine politische Priorität genießt. Dies gilt im besonderen Maße für die Haupt- und Realschulen, wo man den Eindruck hat, diese lässt man vorsätzlich verfallen.

Hinzu kommt, dass die Gertrud-Bäumer-Schule aus allen Nähten platzt und die Kinder und Jugendlichen im ausgegliederten Teil der Schule an der Albertus-Magnus-Straße wie Sträflinge hinter abschließbaren Gittertüren gehalten werden. Das spiegeln auch die Rückmeldungen der Kinder, die mir mitteilten, dass sie sich wie im Gefängnis fühlen.

Die CDU-Bezirksfraktion Bad Godesberg hat schon lange und sehr oft auf die Missstände aufmerksam gemacht. Trotzdem bleibt eine Reaktion der Bonner Stadtverwaltung bisher aus. Die Stadt hat offensichtlich kein Interesse daran, die menschenunwürdigen Zustände zu ändern.  

In meinem Gespräch mit der Schulleitung, Lehrern und Schülern habe ich die hohe Motivation der Schüler und der Lehrkräfte wahrgenommen, aber auch die mittlerweile tiefe Frustration über diese katastrophalen Zustände. Eine gute Schulbildung bildet die Grundlage für die persönliche und berufliche Entwicklung unserer Kinder und der Zukunft unserer Gesellschaft. An der Gertrud-Bäumer-Schule sollen unter anderem die Auszubildenden von morgen für den Arbeitsmarkt vorbereitet werden, was in Anbetracht des massiven Fachkräftemangels auch in Bonn eine Priorität sein sollte. Doch um dieses Ziel zu erreichen, benötigen sie nicht nur motivierte Lehrkräfte, sondern auch ein sicheres, gesundes und förderndes Lernumfeld. Ein funktionierendes und gut ausgestattetes Schulgebäude ist dabei die Grundvoraussetzung, das Fundament. Aus meiner Sicht verletzt die Stadt hier klar ihre Fürsorgepflicht gegenüber den Schülern und Lehrkräften, die ein Recht darauf haben, in einer sicheren und sauberen Umgebung zu lernen und zu unterrichten. Das grenzt schon an fahrlässiger, wenn nicht sogar vorsätzlicher Körperverletzung. Die Stadtverwaltung darf die Situation nicht länger ignorieren und muss sofort konkrete Schritte zur Verbesserung der Zustände an der Gertrud-Bäumer-Schule einleiten. Statt Vertröstungen und angekündigten Messungen muss die Stadt Bonn sofort handeln, angefangen bei der Beseitigung der Geruchsbelästigung, aller direkten Gefahrenquellen, über die Reparatur der Heizungsanlage und strukturelle Sicherung des Gebäudes (Maßnahmen zur Behebung der Heizungsprobleme und Reparatur der Risse in den Wänden), die sofortige Instandsetzung der Sportanlagen zur Gewährleistung eines sicheren und angemessenen Sportunterrichts, inklusive Reparatur der Duschen und einer gleichzeitigen Planung eines Neubaus mit entsprechend ausreichenden Nutzungsflächen.

Wer 220 Millionen €uro für eine Hallensanierung ausgibt, der kann nicht sagen, wir haben kein Geld für die Sanierung der Schulen. Für das Geld hätte man mehrere Schulneubauten errichtet können und das ärgert mich massiv. Deshalb war ich zu meiner Zeit als Stadtverordneter auch gegen die Sanierung der Beethovenhalle“, so Katzidis.